Offener Brief
Die Stadt Hannover teilt über die Madsack-Medien mit, dass
sich am südlichen Stadtrand die Firma Rossmann ansiedeln werde, um Amazon
Paroli zu bieten.
Unabhängig davon, ob diese Aussage mit Blick auf den
Globalplayer Amazon realistisch ist, ist die Freude über die gewerbliche
Weiterentwicklung am Fuße des Kronsbergs, am südlichen Stadtrand von Hannover,
getrübt.
Warum?
Als sich vor gut 9 Jahren Amazon mit einer Logistik-Halle
von ca. 100.000 m² an der Stockholmer Allee ansiedeln wollte, protestierten
Naturschützer und Anwohner gegen die Umwidmung und Versiegelung dieser riesigen Fläche westlich
vom Kronsberg. Im Rahmen der EXPO-Planung war vorgesehen, ein für Hannover
einmaliges Bebauungskonzept – eine Mischbebauung mit Wohnen und Gewerbe – anzusiedeln.
Sie sollte kleinteilig, nachhaltig und eine Fortführung des Konzeptes der
bereits vorhandenen Wohnbebauung (Kronsberg-Süd) sowie des geplanten und
zurzeit entstehenden Baugebietes "Kronsrode" sein.
Doch das Argument, an dieser Stelle Arbeitsplätze zu
schaffen, führte dazu, dass die politische Entscheidung des Rates der Stadt
Hannover als Exekutive den Plan änderte und in Vorleistung trat. U. a. wurde viel
Geld in das Umlegen vorhandener Ver- und Entsorgungsleitungen investiert.
Der Bürgerprotest gegen die Ansiedlung von Amazon war
erfolgreich:
Amazon siedelte sich am Kronsberg verständlicherweise nicht
an. Die für die Logistikbranche wichtigen Gleisanschlüsse, Schifffahrtswege und
Flugplätze gibt es hier nicht.
Kurzfristig fanden die Stadt Hannover und der Investor – das
kanadische Unternehmen Verdion – eine andere Verwendung für das Grundstück. Der Investor erstellte in einem ersten
Bauabschnitt eine etwa halb so große Halle für die Firma Netrada. Netrada wurde
zwar wenige Monate später insolvent, doch der Investor vermietete den Komplex
umgehend an die Bertelsmann-Tochter Arvato.
Diese Bürgerinitiative stand im Rahmen der Bauplanung mit unterschiedlichen
Dezernaten der Stadt Hannover im Gespräch. Wegen der direkt an das Baugebiet
angrenzenden Sondermülldeponie sollte es zur regelmäßigen Entnahme und Analyse von
Grundwasserproben, Untersuchung von Ausgasungen aus dem Deponiekörper und
Überwachungsmessungen zur Kontrolle der Absackungen auf der mittlerweile mit Parkplätzen
überbauten Deponie kommen.
Im Zuge dieser Kontroll- und Überwachungsmaßnahmen haben
sowohl Verdion als auch die Stadt Hannover gegenüber der Initiative wiederholt betont,
über die weiteren Prozesse und Veränderungen von sich aus rechtzeitig
informieren zu wollen. Das ist nicht geschehen. Sowohl der Investor als auch
die Stadt Hannover reagierten nur auf Nachfrage.
Im Gespräch mit der Stadtverwaltung wurde bestätigt, dass
Verdion für den zweiten Bauabschnitt nunmehr einen Mieter gefunden habe. Derweil
hatten auch die Erdarbeiten für den zweiten Bauabschnitt zur Errichtung einer mehr
als 40.000 m² großen Halle begonnen.
Von der ehemaligen Cousteaustraße getrennt werden in Zukunft
ca. 100.000 m² Boden versiegelt sein.
Von diesem Standort aus soll das Fernost-Geschäft des
Drogeriegroßhändlers Rossmann aus Großburgwedel abgewickelt werden. Das
bedeutet: Anlieferung durch Lkws von Nord und Süd, Umsortierung in Container,
Transport zum Nordhafen bzw. Flughafen Langenhagen. Mit einer erheblichen
Zunahme an Verkehr sowie Lärm- und Umweltbelastung ist zu rechnen.
Warum hält Rossman diesen für Logistik ungeeigneten Standort
für passend? Andere führende Logistiker wie AMAZON nutzen Standorte mit sinnvollerer
Infrastrukturanbindung.
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