Pressemitteilung, 18. Juni 2014
Städtische Präsentation des
Unternehmens arvato als Netrada-Nachfolger
Die Veranstaltung der Stadt Mitte Mai für das Unternehmen arvato
hinterlässt widersprüchliche Gefühle: Seinerzeit wurde die Firma Netrada als lokales Unternehmen angepriesen,
bei dem sich keiner eine Insolvenz vorstellen konnte, jetzt wird das
Unternehmen arvato als familiengeführtes Firmengeflecht gelobt, welches ganz
sicher auf dem Logistikmarkt der nächsten Jahre eine Chance habe. Es hat sich
also nichts geändert oder doch?
Der Manager von arvato war zuvor bei Netrada und sagte in der
Veranstaltung wörtlich, dass es sich bei der Insolvenz von Netrada nicht um
eine wirtschaftlich notwendige Insolvenz gehandelt habe. Warum war sie denn
dann notwendig, stellt sich die Frage?
Man könnte meinen, um die unliebsamen Bestandteile zum Anliegerschutz
auszuhebeln, denn der Standortvertrag, mit dem dies gesichert werden sollte,
gilt nun nicht mehr.
Versprochen worden waren bis zu 500 neue sozialversicherungspflichtige
Arbeitsplätze. Die gibt es jetzt nicht mehr. Stattdessen wird der Standort in
Garbsen aufgelöst und zieht hierher um. Wer sich Hoffnung auf Arbeit gemacht
hat, wird enttäuscht. Und die Stadt? Sie "verkauft" arvato als Erfolg, weil nach
der Insolvenz von Netrada mit arvato die Hallennutzung gesichert sei.
Die Frage der Standortsicherung stellt sich nach der Insolvenz nicht,
wenn wir uns anschauen, was lange davor auf dem Gelände geschehen und
investiert worden ist: die alten Bebauungspläne sahen private und gewerbliche
Nutzung vor. Eine Vielzahl an interessierten Nutzern wäre vorhanden gewesen.
Das hätte tatsächlich neue Arbeitsplätze geschaffen, selbst dann, wenn es einem
der Nutzer mal wirtschaftlich schlechter ergangen wäre. Die Bauten hätten beginnen
können, die Leitungen dazu lagen, Straßen und Wege waren angelegt. Stattdessen
wurde für die jetzige Megahalle diese Infrastruktur für Millionen mit unseren
Geldern - Steuern bzw. Kosten als Telekom- und Stadtwerkekunden – zurückgebaut,
der Baumbestand teils abgeholzt etc.. Obgleich am Standort von Netrada in
Garbsen noch freie Flächen in ähnlicher Größe bereit gestanden hätten und von
der Umschichtung der Verwaltung von Garbsen an die Messe weniger gesprochen
worden ist, musste es der Messestandort sein. Und nun all dieser Aufwand und
Kosten und noch vor Beginn der Hallennutzung ist der erste Interessent
abgesprungen und der zweite Interessent insolvent. Wie geht es jetzt weiter?
Arvato hat bislang die Optionen auf die anderen 60 Prozent – der
jetzige Bau umfasst 40 Prozent, eine 2. Halle in derselben Größe über die
Cousteaustraße und Verwaltungsgebäude im Stadtbahndreieck wären optional
möglich – nicht vom Insolvenzverwalter übernommen. Traut sich arvato das
Wachstum, mit dem Netrada geplant hatte, also nicht zu? Diese Aussage lässt
trotzdem Hoffnung aufkommen, dass die Cousteaustraße mit den alten Bäumen doch
erhalten bleibt. Gleichzeitig ist aber auch zu bangen, an wen der
Insolvenzverwalter die Optionen für die restlichen Flächen ausgibt. Und dann?
Überrascht waren die arvato Manager über ihre Pflichten, die der
Standort Messe mit sich bringt, z. B. ein Tiefenbohrloch offen zu halten oder,
dass sie neben einer Deponie gebaut haben. Wie hat die Stadt arvato informiert?
Über die aktuellen Absackungen auf den Parkplätzen oberhalb der Deponie wussten
selbst die Stadtvertreter nicht Bescheid. Dabei ist es augenfällig, dass die
Senkungen signifikant zugenommen haben. Es bestanden und bestehen weiterhin
viele offene Fragen. Arvato hat einen Tag der offenen Halle angekündigt. Datum
und Details standen noch nicht fest. Falls wir eingeladen werden, geben wir es
bekannt und bleiben von pro.kronsberg "am Ball".