Samstag, 26. November 2011

Amazon ist eine Gefahr für den Top-Logistikstandort Hannover

Hannover ist ein Top-Logistikstandort

Hannover ist ein Top-Logistikstandort und sollte weiter ausgebaut werden. Hannover ist in der komfortablen Lage sich Ansiedlungen aussuchen zu können. Die geostrategische Position im Hinterland der Seehäfen (Lübeck/Travemünde, Hamburg, Bremerhaven, Wilhelmshaven, Rotterdam, Antwerpen), Gleisanschluss (neuer Hub in Lehrte) und direkt am Autobahnkreuz Nord/Süd gelegen, könnte kaum besser sein. Aber genau das spricht gegen die geplante Amazon-Ansiedlung. Jede weitere Logistikansiedlung ist nach dem Sättigungsgesetz mit einem abnehmenden Grenznutzen verbunden. Jede Ansiedlung hat also Opportunitätskosten und -nutzen (der entgangenen Alternative) zu verzeichnen. Die Ansiedlung von Amazon könnte - ich bin mir sicher sie wird - sogar einen negativen Grenznutzen verbunden sein. Bei diesem Licht betrachtet und in Kenntnis der Qualitäten dieses Standorts ist es völlig unverständlich warum sich Hannover hier so übereilt in dieses riskante Abenteuer stürzt. Es ist eben KEINE EINMALIGE GELEGENHEIT. Hannover braucht sich nicht über mangelnden Zuspruch aus der Logistikbranche beklagen. Ganz im Gegenteil der Zuspruch wird aufgrund der geostrategischen Lage und den enormen Wachstumsraten in der Logistik (1% Wirtschaftswachstum, gleich 4% mehr Logistik und Verkehrstätigkeit) noch weiter deutlich zunehmen. Aber leider gibt es in der Logistkbranche auch Grenzen. Diese werden durch den Arbeitsmarkt, potentiell in Frage kommende Flächen sowie sehr stark durch die Verkehrskapazitäten determiniert. Allesamt sind in Hannover durch Knappheit gekennzeichnet. Hannover handelt momentan ohne den geringsten ökonomischen Sachverstand, wenn sie dem Duo Goodmann und Amazon sogar den roten Teppich ausrollt. es läßt sich erahnen was für Zugeständnisse den beiden Unternehmen hier bereits gemacht wurden. Diese Ansiedlung wird mit qualitativ deutlich besseren Ansiedlungen konkurrieren. Oder andersherum ausgedrückt: Die schlechte Alternative verdrängt die Gute. Und dies wird auch noch forsch durch die Stadtpolitik forciert. Wie hiess es doch so schön: "Hannover schafft sich selber ab... " Amazon erpresst die Landeshauptstadt gerade. Von zwei weiteren Alternativen ist übrigens nur noch Soltau übrig.

Da die Ansiedlung nicht eben mal wieder rückgängig zu machen sein wird, betreiben die Politikvertreter unserer Stadt ein hochriskantes Spielchen mit der Zukunftsfähigkeit dieser Stadt. "Ach das wird schon gut gehen" reicht nicht. Das Verkehrskonzept ist hier hier der kritische Erfolgsfaktor. Nur geht ein umfassend-wirksames Verkehrskonzept richtig ins Geld. Stattdessen wird mit zweifelhaften Gutachten (okay warten wir das mal ab) versucht die Lage schönzureden. Jede negative Beeinflussung der Messetätigkeit kann als fatal angesehen werden. Auch andere Wirtschaftsbereiche dürften negativ beeinflusst werden. Unterm Strich bleibt mehr Schaden als Nutzen.

In Lehrte wird ja nun endlich - mit Fördergeldern des Bundes - der Containerbahnhof nach rund 20 Jahren Vorbereitungszeit gebaut. Der sogenannte Hub soll einen schnellen Umschlag von Containern zwischen (Güter)Zügen sowie zwischen Güterbahn und LKW ermöglichen. Für das 100-Millionen-Euro-Projekt gab es nun grünes Licht vom Bund, teilte das Verkehrsministerium in Hannover mit. Ein riesiger Gewinn für die hiesige Logistikbranche in der Region Hannover. Dies wird weitere Ansiedlungen massivst erleichtern und positiv beeinflussen. Hannover braucht kein Amazon. Hannover wird im Bereich Logistik auch ohne Amazon wachsen und Arbeitsplätze schaffen können - und dies sogar in deutlich beserer Qualität.

Kommentar Jens Fleischhacker