Dienstag, 14. Mai 2019

Warum hält Rossman diesen für Logistik ungeeigneten Standort für passend? Ein offener Brief


Offener Brief

Die Stadt Hannover teilt über die Madsack-Medien mit, dass sich am südlichen Stadtrand die Firma Rossmann ansiedeln werde, um Amazon Paroli zu bieten.


Unabhängig davon, ob diese Aussage mit Blick auf den Globalplayer Amazon realistisch ist, ist die Freude über die gewerbliche Weiterentwicklung am Fuße des Kronsbergs, am südlichen Stadtrand von Hannover, getrübt.

Warum?


Als sich vor gut 9 Jahren Amazon mit einer Logistik-Halle von ca. 100.000 m² an der Stockholmer Allee ansiedeln wollte, protestierten Naturschützer und Anwohner gegen die Umwidmung und  Versiegelung dieser riesigen Fläche westlich vom Kronsberg. Im Rahmen der EXPO-Planung war vorgesehen, ein für Hannover einmaliges Bebauungskonzept – eine Mischbebauung mit Wohnen und Gewerbe – anzusiedeln. Sie sollte kleinteilig, nachhaltig und eine Fortführung des Konzeptes der bereits vorhandenen Wohnbebauung (Kronsberg-Süd) sowie des geplanten und zurzeit entstehenden Baugebietes "Kronsrode" sein.

Doch das Argument, an dieser Stelle Arbeitsplätze zu schaffen, führte dazu, dass die politische Entscheidung des Rates der Stadt Hannover als Exekutive den Plan änderte und in Vorleistung trat. U. a. wurde viel Geld in das Umlegen vorhandener Ver- und Entsorgungsleitungen investiert.


Der Bürgerprotest gegen die Ansiedlung von Amazon war erfolgreich:

Amazon siedelte sich am Kronsberg verständlicherweise nicht an. Die für die Logistikbranche wichtigen Gleisanschlüsse, Schifffahrtswege und Flugplätze gibt es hier nicht. 

Kurzfristig fanden die Stadt Hannover und der Investor – das kanadische Unternehmen Verdion – eine andere Verwendung für das Grundstück.  Der Investor erstellte in einem ersten Bauabschnitt eine etwa halb so große Halle für die Firma Netrada. Netrada wurde zwar wenige Monate später insolvent, doch der Investor vermietete den Komplex umgehend an die Bertelsmann-Tochter Arvato.

Diese Bürgerinitiative stand im Rahmen der Bauplanung mit unterschiedlichen Dezernaten der Stadt Hannover im Gespräch. Wegen der direkt an das Baugebiet angrenzenden Sondermülldeponie sollte es zur regelmäßigen Entnahme und Analyse von Grundwasserproben, Untersuchung von Ausgasungen aus dem Deponiekörper und Überwachungsmessungen zur Kontrolle der Absackungen auf der mittlerweile mit Parkplätzen überbauten Deponie kommen. 

Im Zuge dieser Kontroll- und Überwachungsmaßnahmen haben sowohl Verdion als auch die Stadt Hannover gegenüber der Initiative wiederholt betont, über die weiteren Prozesse und Veränderungen von sich aus rechtzeitig informieren zu wollen. Das ist nicht geschehen. Sowohl der Investor als auch die Stadt Hannover reagierten nur auf Nachfrage.

Im Gespräch mit der Stadtverwaltung wurde bestätigt, dass Verdion für den zweiten Bauabschnitt nunmehr einen Mieter gefunden habe. Derweil hatten auch die Erdarbeiten für den zweiten Bauabschnitt zur Errichtung einer mehr als 40.000 m² großen Halle begonnen.

Von der ehemaligen Cousteaustraße getrennt werden in Zukunft ca. 100.000 m² Boden versiegelt sein. 

Von diesem Standort aus soll das Fernost-Geschäft des Drogeriegroßhändlers Rossmann aus Großburgwedel abgewickelt werden. Das bedeutet: Anlieferung durch Lkws von Nord und Süd, Umsortierung in Container, Transport zum Nordhafen bzw. Flughafen Langenhagen. Mit einer erheblichen Zunahme an Verkehr sowie Lärm- und Umweltbelastung ist zu rechnen. 

Warum hält Rossman diesen für Logistik ungeeigneten Standort für passend? Andere führende Logistiker wie AMAZON nutzen Standorte mit sinnvollerer Infrastrukturanbindung.



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